Freitag, 22. August 2014

I like big... Bellys?

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And I cannot lie? - Zumindest I will not lie oder besser gesagt I will not lie anymore, dachte sich eine bekannte Bloggerin und zeigte aller Welt die Originale ihrer bisher sonst gephotoshopten Bilder. Was am häufigsten zu sehen war, war der kleine Bauch dieser schlanken Frau. Und auch ich erwische mich selbst oft dabei, dass ich Bilder - zwar nicht retouchiere - so aber zumindest nicht auswähle auf denen auch mein Bauch zu groß, zu "herausstechend" erscheint. Bei mir ist es einfach diese kleine Ansammlung von Fett, die ich schon immer hatte und auch immer haben werde, egal wie viel oder wenig ich wiege. Aber was bewegt uns Frauen dazu unsere Körper per Mausklick zu verändern, nicht zu unserem Bauch stehen zu können oder zu wollen? Na klaaaar, die Medien, werden jetzt alle rufen. Aber wisst ihr was, es können doch nicht immer nur diese bösen Medien Schuld sein. Und was machen die Medien eigentlich, wenn wir mal ehrlich mit uns selbst sind? Sie richten sich nach dem gängigen Schönheitsideal der Gesellschaft. Also der Mehrzahl der Menschen. Und selbst wenn man auf Blogs, Vlogs und Instafeeds ständig liest und hört man solle sich selbst lieben, zu seinen Makeln stehen und niemand würde von einem erwarten perfekt zu sein - denn Natürlichkeit ist doch eh das Beste! - So sind es dennoch nicht selten Menschen unseres näheren Umfelds, als ein Teil der Gesellschaft, die uns auf unsere Fehler aufmerksam machen und Zweifel in uns schüren.



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Ein kleines Beispiel gefällig?

Vor etwa drei Wochen war ich auf einer Geburtstagsparty und hatte, ähnlich wie auf diesen Outfitfotos, einen High-Waist-Rock an. Irgendwann nachts um vier, hat sich ein alter Bekannter zu mir getraut und gratulierte mir nach ein paar Begrüßungsfloskeln mit den Worten: "Wie ich sehe, bist du schwanger!".  ---  Ja...  Mal abegesehen davon, dass ich nie zu einer Frau gehen und - nicht einmal fragen - sondern einfach feststellend bemerken würde, sie sei schwanger (sofern sie nicht gerade einen kugelrunden gymnastikballgroßen Bauch vor sich herschiebt - das ist schwanger, junger Mann!), ist es doch bemerkenswert, dass auch für unsere Mitmenschen, denen wir täglich begegnen, eine Frau scheinbar einen perfekt flachen Bauch haben muss oder haben sollte. Kaum einer denkt natürlich daran, dass manche Frauen, auch wenn sie sonst recht schlank sind, einen kleinen Bauch haben. Es kann eben einfach eine Fettansammlung sein, die sich unser Körper für schwere Zeiten, die nie kommen werden, angespart hat. Es kann sein, dass wir gerade gegessen haben und unsere Bauchmuskeln einfach mal entspannen. Es kann auch sein, dass wir gerade unsere Tage haben und sich der Unterleib aufgeblasen hat. Oooder es kann sogar sein, dass wir einfach Blähungen haben! TMI? - That's life!

Solche Bauch-Erlebnisse - und ich kann mich selbst noch sehr gut an zahlreiche andere aus meiner Kindheit erinnern - sind es, die mich und vermutlich auch Frauen wie Dana von Do The Hotpants davon abhalten zu ihren kleinen Makeln zu stehen. Es sind nicht immer nur irgendwelche Models aus Mode-Zeitschriften. Heutzutage weiß doch jeder, dass diese retouchiert sind. Es sind eben auch zum Teil kleine und gar nicht unbedingt böse gemeinte Aussagen und Taten unserer Mitmenschen. Es ist schlicht und einfach die Gesellschaft, in der wir leben. Diese "Gesellschaft" ist fassbar und nicht einfach irgendein Konstrukt, das uns nicht betrifft. Und auch wenn in letzter Zeit ständig von "Body Positivity" gesprochen wird, so nennen wir unreine Haut und Bauchansätze ja doch "Makel" und zeigen damit rein semantisch, dass das, was wir damit betiteln, falsch ist und anders sein sollte. Ein schwarzer Fleck auf einem weißen Laken. Ein Mensch kann seinem inneren Ästhetik-Bewusstsein nicht so einfach absagen, auch wenn er es noch so oft versucht. Bei jedem Bild, das wir von uns machen schwingt es im Hintergrund mit. Und ist es nicht menschlich sich im schönsten (im Endeffekt gesellschaftskonformsten) Licht präsentieren zu wollen? Und mit gesellschaftskonform meine ich nicht, dass Emos, Hipster, Gothics, Punks etc. davon ausgeschlossen sind. Das sind Varianten innerhalb unserer gesellschaftlichen Ästhetik, die doch alle einem übergeordneten Schönheitsideal unterliegen: schlank sein, reine Haut haben, symmetrisch sein. - Am Ende ist es doch einfach Biologie: Die besten Gene "gewinnen".

Fazit ist (und ihr werdet es vermutlich schon gemerkt haben), dass ich weder auf der einen noch auf der anderen Seite stehe. Seinen Körper per Photoshop schlanker zu malen, geht meiner Meinung nach zu weit. Vor allem wenn es Blogger tun, von denen wir doch gerade erwarten, sich von den üblichen Modestrecken, bei denen wir mittlerweile wissen, dass jene manipuliert sind, abzugrenzen. Sich aber auf Bildern, die vor allem einer breiten Öffentlichkeit zugänglich sind, möglichst gut zu präsentieren, d.h. nur Bilder auszuwählen, auf denen wir uns schön finden, ist das menschlichste der Welt. Und was wir schön finden, so individuell wir auch behaupten zu sein, bestimmen in den gröbsten Zügen die Strömungen unserer Gesellschaft. Denn auch wir sind Sklaven unserer Zeit. Nicht nur die Menschen in den Geschichtsbüchern, deren kulturelle Produkte wir im Geschichts- und Deutschunterricht interpretieren.

In diesem Sinne: ein paar nette Fotos meines Outfits von vor zwei Wochen. Da meine Mutter sich immer über meine jugendlichen und burschikosen Outfits beschwert, habe ich mich einmal schick gemacht für sie.

Auf ein makellos schönes Wochenende!


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Top: H&M (aktueller Sale), Rock: Gina Tricot, Kette: (aktueller Sale), Uhr: Guess, Tasche: H&M
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4 Kommentare:

  1. Das nennst du schon 'vorstehender Bauch'? Nicht so kritisch! Wäre mir so nicht aufgefallen. Hätte dir jetzt nicht fachmännisch zur Schwangerschaft gratuliert(omg, was ist das überhaupt für ein taktvoller Typ ahaha?)

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  2. toller Post! Hat mir mein Wochenende gerette, danke!!

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  3. Ich finde es absolut richtig, nicht alles zu retuschieren... wo ist der Unterschied zu Hochglanzmagazinen dann? ... Und das Persönliche, Echte, geht dabei so "flöten"... Du siehst wunderschön aus! Nicht ärgern lassen! Und liebe Grüße am Kommentiertag!

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  4. Der Typ war ja dreist.... Ich denke, Proportionen sidn wichtiger als ein Schönheitsideal. Eine Frau hat vorzüge und die sollte sie zeigen, unabhängig vom Gewichtig :-)

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